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Häxebronz

Text: Kurt Lussi

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Lassen wir zuerst die Hexe aus dem Sack. Häxebronz heisst der samtweiche Likör, dessen Name sich auf die Zauberkraft der Hexen und die Volksmedizin vergangener Zeiten bezieht: Bronz ist der umgangssprachliche Name für Harn. Bronzdoktoren und Seichgucker nannte man Kurpfuscher, die Krankheiten aufgrund der Farbe und Beschaffenheit von Urin diagnostizierten. Rötlich gefärbtes Harnwasser galt als Zeichen für Krankheiten der Nieren oder der Harnröhre. Schäumte es beim Kochen auf, waren zusätzlich Hexerei und Schadenzauber im Spiel.

Harn als Volksheilmittel

Vielen noch bekannt ist die Verwendung von Harn als Volksheilmittel. Bis vor wenigen Jahrzehnten war es üblich, Wunden mit frischem Harn zu desinfizieren. Das Nachtwasser, um jetzt einen etwas vornehmeren Ausdruck zu verwenden, galt zudem als probates Mittel gegen Frostbeulen. Manche rieben damit auch die Kopfhaut ein. Es hiess, dies schütze vor Haarausfall.

Zaubermittel der Hexen

Mit Bronz brauen die Hexen Unwetter. Auch in unserer Gegend. So erhielt einst in Uffikon eine Frau von einer Unholdin ein Fläschchen mit einer „flüssigen Substanz“, in der sich weisse Bohnen befanden. Als sie den Inhalt ausleerte, entstand ein fürchterliches Hagelwetter. Nachzulesen ist diese Begebenheit in Alois Lütolfs Sagensammlung von 1862.

Nicht nur der Mensch ist dem Schadenzauber der Hexen ausgeliefert, sondern auch das Vieh. Gut also, dass nach altem Glauben ein Zauber den anderen aufhebt. Dazu ein Beispiel aus unserem Nachbarland: In Westfalen ist es Brauch, in der Walpurgisnacht das Vieh mit Urin einzureiben. Man glaubt, dies schütze vor Verhexung. Andererseits wird auch gesagt, man solle die ersten drei Tage nach dem Kalben nicht in den Stall „brünzle“, sonst nehme die Kuh die üble Gewohnheit an, während des Melkens Wasser zu lassen.

Häxebronz

Der Häxebronz der Zieberlizunft ist eine Hommage an diese volksmedizinischen und magischen Überlieferungen, die den Alltag unserer Vorfahren bestimmten. Seine Basis ist ein Destillat, das aus Zieberlifrüchten gewonnen wird. Zieberli oder Zibarte ist eine seit der Jungsteinzeit (etwa 5‘500 bis 2‘200 v. Chr.) unverändert erhalten gebliebene Wildpflaume, die erstmals im 12. Jahrhundert von der hl. Hildegard von Bingen schriftlich erwähnt wird. Für unsere Gegend belegt ist das Zieberlimus, das in einer Quelle des 19. Jahrhunderts als Lieblingsspeise der Zwerge und Heidenleutchen bezeichnet wird.

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Die Basis des samtigen Likörs ist Zieberlibrand aus eigener Produktion, verfeinert mit Zucker, Heilkräutern und Kirschen. Die Etikette wurde von Gusti Naef entworfen. 
Da für dieses Produkt ausschliesslich Früchte verwendet wurden, die im Einzugsgebiet der Zunft heranwuchsen, ist der Vorrat begrenzt. Zum Verkauf stehen lediglich 150 Flaschen zu einem halben Liter. Erhältlich ist die seltene Spezialität bei Toni Seeholzer, Oberamsig, Sigigen, zum Preis von Fr. 38.-.